Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass beim Erlernen von motorischen Fähigkeiten der Aufmerksamkeitsfokus einen großen Einfluss auf das Lernen hat. Dabei wird unterschieden in den internalen und externalen Aufmerksamkeitsfokus, der durch Instruktionen oder Rückmeldungen ausgelöst werden kann. Nachfolgend möchten wir anhand einer Untersuchung erklären, warum der externale Fokus erfolgsversprechender bei der Verbesserung motorischer Leistung ist.
Beim internalen Fokus wird die Aufmerksamkeit auf die Bewegung selbst, also auf Körperbewegungen gelenkt. Diese Art der Anweisungen ist für die meisten Menschen die übliche und naheliegendste beim Driving Range Training. Ebenso viele Coaches und Trainer instruieren über den internalen Fokus und korrigieren Körperbewegungen. Hierbei steuern Personen ihre Handlungen relativ bewusst, dies wiederum kann zu Einschränkungen des motorischen Systems führen und automatische Steuerungsprozesse stören.
Entgegengesetzt dazu scheint die Verwendung einer externalen Aufmerksamkeitssteuerung automatische Prozesse zu fördern, da reflexive und unbewusste Prozesse genutzt werden. Beim externalen Fokus richtet sich die Konzentration auf Umgebungsfaktoren und auf die durch die Bewegung erzielten Effekte.
Gabriele Wulf ist Professorin für Motorisches Lernen an der Universität Nevada, Las Vegas und beschäftigt sich in einigen Studien mit dem Thema Aufmerksamkeitsfokus und Motorischem Lernen. Die nachfolgend dargestellte Studie von Wulf zusammen mit J. Su aus dem Jahre 2007, beschreibt wie ein externaler Aufmerksamkeitsfokus zu einer Verbesserung bei Golfschlägen bei Anfängern sowie Experten führt. Dabei wurden zwei Experimente durchgeführt zum einem mit Anfängern, zum anderen mit fortgeschrittenen Golfern, die den Pitch Schlag erlernen bzw. trainieren sollten.
Am ersten Experiment erhielten Golf-Anfänger zu Beginn eine kurze Einführung zu Griff, Stand und Haltung und eine Erklärung der grundlegenden Technik des Pitch Schlages. Eine Zuordnung in die Gruppen internaler Fokus, externaler Fokus und Kontrollgruppe erfolgte zufällig und sorgt somit für eine Verteilung von möglichen Störgrößen. Dies soll in der Forschung dazu führen, dass Effekte wahrscheinlich auf die Intervention zurückzuführen sind und nicht auf andere Einflüsse.
Die Gruppe mit den internalen Fokus Anweisungen sollte ihre Aufmerksamkeit auf die Schwungbewegung der Arme richten. Die Gruppe mit dem externalen Fokus, sollte sich auf die Bewegung des Schlägers konzentrieren. Die Aufgabe bestand darin ein Ziel in 15 Metern Entfernung zu treffen und die Ergebnisse zeigten (siehe Abbildung 1), dass sich alle Gruppen über die Übungsblöcke hinweg verbessert haben. Jedoch konnte die Gruppe, die external fokussiert war, sich am meisten in ihrer Leistung steigern. Der Re-Test einen Tag später bestätigt diese Tendenz noch deutlicher. In der Behaltensleistung sinken zwar alle Gruppen in ihrer Golf-Präzisionsleistung, die externale Fokus Gruppe zeigt gegenüber der internalen und der Kontrollgruppe eine signifikant höhere Leistung.

Diese Ergebnisse untermauern die These, dass ein externaler Fokus die Lernleistungen auch bei komplexen Bewegungen begünstigt. Der internale Fokus hingegen scheint für eine Verbesserung weniger erfolgreich zu sein. Interessant ist die Tatsache, dass die Leistungen der internalen Fokusgruppe mit der, der Kontrollgruppe, die keine Fokusanweisungen erhielt, fast übereinstimmen.
In einem weiteren Experiment wurde die Präzisionsleistung bei fortgeschrittenen Golfern untersucht. Der Testaufbau ähnelte dem der Golf-Anfänger, lediglich die Zielkreise wurden den Fähigkeiten angepasst. Die Probanden erhielten die gleichen Fokusanweisungen wie in der Untersuchung zuvor. Auch bei den Golf-Experten ergaben sich signifikant höhere Präzisionsleistungen bei Verwendung des externalen Fokus, im Gegensatz zum internalen Fokus. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass auch Fortgeschrittene von einem externalen Fokus profitieren, während diejenigen, die ihren Fokus nach innen richten auf die Körperbewegung, weniger Vorteile haben.
Beide Untersuchungen bestätigen die Vorteile eines externalen Fokus. Ein internaler Fokus schadet zwar nicht, da die Präzisionsleistungen sich nicht verschlechterten, jedoch zeigte sich kein wirklicher Unterschied zur Kontrollgruppe, die keine Anweisungen erhielt.
Für einen schnelleren Lernfortschritt und eine größere Nachhaltigkeit sollte man seine Aufmerksamkeit weniger nach innen, sondern mehr nach außen richten. Im Golfsport würde das bedeuten seine Aufmerksamkeit auf den Schläger, den Ball oder zum Beispiel auf das Ziel zu lenken, um den bewussten Eingriff in Bewegungskontrollprozesse zu vermeiden.
Quelle:
Gabriele Wulf & Jiang Su, 2007
An External Focus of Attention Enhances Golf Shot Accuracy in Beginners and Experts
Research Quarterly for Exercise and Sport
Vol. 78, No. 4, pp. 384–389